Wir waren letzte Woche auf der Masters of Digital Online-Konferenz, um über den Status und die Zukunft der technischen Ausbildung in Europa zu diskutieren.
Am 3. und 4. Februar hat der virtuelle Summit „Masters of Digital 2021“ eine erstaunliche Aufstellung digitaler Führungskräfte, Persönlichkeiten und Ideen aus ganz Europa präsentiert. Der Veranstalter war DIGITALEUROPE, der führende Fachverband für die sich digital wandelnde Industrie in Europa. Die Veranstaltung hatte den Untertitel „Digitalität als Treiber für die Erholung Europas“ und hat sich auf die glänzende Zukunft und die ebenso aufregende Gegenwart der europäischen Tech-Szene konzentriert.
Die CMO von Codecool, Anna Ferenczy, wurde am ersten Tag der Veranstaltung ebenfalls zum Hauptbühnenpanel „Digital erleuchtet: Neue Welt, neue Fähigkeiten“ eingeladen. Die digitalen Expert*innen des Panels haben das Thema behandelt, wie die Qualifikationslandschaft in Europa jetzt aussieht und wie es weiter geht.
Spoiler-Alarm: Digitale Weiterbildungen haben nicht nur ein enormes Wachstumspotential, sondern sind auch ein wesentlicher Faktor, um den IT-Fachkräftemangel zu beheben.
Die vier zum Panel eingeladenen Expert*innen haben sowohl die Wirtschaft als auch die Regierung, Pädagog*innen, Unterstützungsgremien, Expert*innen für Früh- und Erwachsenenbildung, sowie internationale und lokale Organisationen vertreten:
- Una Fitzpartick, Direktorin von Tech Ireland
- Anna Ferenczy, Chief Marketing Officer bei Codecool
- Mette Lundberg, Direktorin für Politik und Kommunikation, IT-Branchen, Dänemark
- Norberto Mateos Carrascal, EMEA Territory Business Consumption Director bei Intel
Die Diskussion hat eine breite Palette von Themen umfasst, darunter:
- befähigte, technische Karrieren integrativer zu gestalten,
- Notwendigkeit einer frühzeitigen digitalen Bildung für alle,
- jüngste generische Änderungen der Karriereaussichten,
- Auswirkungen von COVID-19 auf die Trends der technischen Bildung,
- Einblicke in Fernarbeit und Bildung, und
- Auswirkungen digitaler Innovationen auf die Weltkrise.
Wir haben einige Erkenntnisse aus der Diskussion mitgenommen, die wir besonders inspirierend gefunden haben:
1. „Wir sollten die europäische Tech-Ausbildung nicht als selbstverständlich betrachten.“
Wie Norberto Carrascal von Intel hervorgehoben hat, wenn wir außerhalb Europa schauen, können wir schnell erkennen, wie glücklich wir in Europa sind, weltweit über Technologie- und Bildungssysteme zu verfügen, die einem großen Teil der Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Wir müssen jedoch feststellen, dass es zwischen den Regionen immer noch große Unterschiede hinsichtlich des Zugangs zu diesen Systemen gibt, und selbst wenn es einen Zugang gibt, können wir ihn manchmal nicht vollständig nutzen.
Wir müssen die Infrastruktur dort bereitstellen, wo sie fehlt, und Pädagog*innen technisch versierter schulen.
COVID-19 hat uns von einem Tag auf den anderen aufgefordert, sowohl öffentliche als auch private Bildung, für Kinder, sowie Erwachsene ins Internet zu verlagern. Wir konnten bald sehen, wie weit die öffentliche Bildung im Allgemeinen bei der Nutzung digitaler Tools in ganz Europa hinterherhinkt, da oftmals die Infrastruktur, Lehrpläne und Fähigkeiten um ein Vielfaches veraltet sind. Private Bildungseinrichtungen wie Codecool sind hingegen flexibler und konnten den Wechsel schnell und ohne Unterbrechung durchführen.
Mette Lundberg hat betont, dass man bei Kindern in Online-Kursen heute deutlich sehen könne, dass sie passiver, weniger engagiert seien, sowie weniger Energie hätten und nicht aktiv am Unterricht teilnehmen wollten.
Die Diskussionsteilnehmer*innen waren sich einig, dass dies daran liegt, dass auch die Qualität der Online-Bildung verbessert werden müsse. Wir müssen diese aufregender gestalten, damit die Erfahrung der Schüler*innen erheblich verbessert wird.
Zu den Möglichkeiten, dies zu erreichen, gehören das Ausprobieren von Lehrplaninnovationen, die Implementierung von KI und hybride Lernoptionen (wie das Codecool-Modell für unterschiedliche individuelle Coaching-Sitzungen mit größeren Webinaren und kleinen Teamarbeitsaktivitäten).
Anna Ferenczy betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Bildungsinstituten ebenfalls erfolgsbringend sein kann.
2. “Heavy-Tech-Benutzer*innen verfügen nicht unbedingt über technische Fähigkeiten.“
Mette Lundberg hat auf ein grundlegendes Missverständnis in Bezug auf technische Fähigkeiten hingewiesen, nämlich, dass selbst die neuen digitalen Generationen nicht so digital seien, wie wir denken. Sie hat betont, dass die meisten Kinder zwar schon in jungen Jahren zu technischen Superusern werden, aber noch nicht wüssten, wie man Technologie einsetzt, da ein Mangel an grundlegenden Fähigkeiten bestehe. Der dänische Verband der IT-Industrie hat ein digitales Bildungsprogramm an dänischen Grundschulen gestartet, um dies zu ändern. Es hat bereits 15.000 Kinder erreicht.
In einer kurzen Umfrage haben 25% des (offensichtlich eher technikorientierten) Publikums des Panels zugegeben, zwar von ihren Handys abhängig zu sein, aber überhaupt keine technischen Fähigkeiten haben. Zusätzlich, mangelt es den meisten nicht technisch orientierten, aber technisch anspruchsvollen Erwachsenen auch an kreativen digitalen Fähigkeiten.
Ein Mitglied des Publikums hinterfragte, ob es wirklich nützlich sei, technische Fähigkeiten zu vermitteln, wenn sich die Technologie so schnell ändere.
Die Expert*innen waren sich einig, dass bei der Ausbildung der zukünftigen Belegschaft soziale oder Metafähigkeiten wie Computerdenken, Kreativität und effektives Lernen viel wichtiger seien als tatsächliche Programmierkenntnisse. Anna Ferenczy hat betont, dass Arbeitgeber heute eine feste Kombination aus sozialen Kompetenzen und technischen Fähigkeiten schätzten.
3. „Diversität ist nicht nur eine moralische oder ethische Frage. Es geht auch um Gewinn.“
Una Fitzpartick hat über eine hochproduktive Zusammenarbeit mit einer Unternehmensgruppe und der Regierung namens „Connecting Women in Technology“ gesprochen. Dieses Programm ziele ab, Technik-Berufe attraktiver für Frauen zu machen, sowie diese zu ermutigen, damit das fehlende Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern in der digitalen Branche wiederhergestellt wird, sodass Frauen vermehrt MINT-Karrieren (=Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) anstreben.
Sie hat erklärt, dass man technische Karrieren für Frauen attraktiv machen müsse, um eine Wirkung zu erzielen, und dass diese Arbeit in jungen Jahren in den Schulen anfangen und an den Arbeitsplätzen fortgesetzt werden müsse. Um ein frauenfreundlichen Umfeld zu schaffen, sollte eine zugängliche Sprache verwendet werden, sowie Werbemöglichkeiten für Frauen geschaffen werden.
Anna Ferenczy hat darauf hingewiesen, dass Diversität nicht nur eine wichtige moralische und ethische, sondern auch eine finanzielle und produktivitätsbezogene Überlegung sein sollte. Eine kürzlich durchgeführte Studie habe ergeben, dass Unternehmen mit weiblichen Führungskräften sowohl höhere Kursgewinne, als auch ein stärkeres Umsatzwachstum und höhere Gewinne erzielt hätten.
Una Fitzpartick hat hinzugefügt, dass es ein großes Potential und die Notwendigkeit gebe, auch der wachsenden alternden Bevölkerung Europas Zugang zu technischer Bildung zu geben und Arbeitsplätze zu schaffen.
4. „Es geht nicht einmal mehr um die Zukunft. Es geht um das Jetzt.“
Anna Ferenczy hat erwähnt, dass wir uns zwar alle einer wachsenden, globalen IT-Kompetenzlücke bewusst seien, es in Europa aber auch 750.000 Arbeitsplätze gebe, die Unternehmen heute nicht besetzen können.
Wir müssten uns darüber im Klaren sein, dass jeder auf konstantes Lernen während seiner Karriere vorbereitet sein sollte. Wir hätten nicht mehr den Luxus, nur zu Beginn unseres Lebens zu studieren und mit diesem Wissen in den nächsten 40 Jahren zu arbeiten. Aufgrund ständiger und sich beschleunigender Innovation, ändern sich auch Jobpositionen konstant, sodass auch Arbeitnehmer*innen sich regelmäßig weiterbilden, verändern und wachsen müssen. Auf dies müsse sich jede*r in naher Zukunft vorbereiten.
Die 45-minütige Podiumsdiskussion konnte nur an der Oberfläche einiger Schlüsselideen und -konzepte kratzen, die die Zukunft und Gegenwart der digitalen Bildung in Europa prägen.
Der Veranstalter DIGITALEUROPE hat zusammen mit BBC StoryWorks Commercial Productions eine wegweisende Filmserie mit dem Titel „Digitally Enlightened“ erstellt, um den Austausch großartiger Ideen und Erfolgsgeschichten in ganz Europa zu unterstützen. In der Serie wird untersucht, wie eine gemeinsame Vision dazu beitragen kann, dass digitale Innovationen zum Nutzen von Verbraucher*innen und Unternehmen wachsen und gedeihen. In dieser Serie wird in einer Episode vorgestellt, wie Codecool gleichzeitig auf innovative Weise den IT-Fachkräftemangel beheben will und das Leben der Menschen verändert, die sich weiterentwickeln und –bilden wollen, um ihre technische Karriere zu beginnen.
Fotos: DIGITALEUROPE